mortal-engines-6.jpg

© UPI

Filmkritik

"Mortal Engines": Ein kriegerisches London rollt heran

Peter Jackson produziert hier einen Film, den man auch "Krieg der Sterne" mit Stadt-Variante nennen könnte.

von

Franco Schedl
Franco Schedl

12/11/2018, 11:31 AM

Früher sind wir im Urlaub zum Beispiel nach London gefahren. In ferner Zukunft wird das nicht mehr nötig sein, denn dann kommt London selber auf uns zu gerollt – zumindest wenn es nach Peter Jackson geht. Der hat nämlich den ersten Band der vierteiligen Roman-Reihe „Mortal Engines“ des britischen Autors Philip Reeves in einen Film verwandelt.

mortal-engines-4.jpg
ein ActiveCampaign Widget Platzhalter.

Wir würden hier gerne ein ActiveCampaign Widget zeigen. Leider haben Sie uns hierfür keine Zustimmung gegeben. Wenn Sie diesen anzeigen wollen, stimmen sie bitte ActiveCampaign zu.

Das zukünftige London

Diesmal war Jackson aber bloß als Drehbuchautor und Produzent tätig, die Arbeit des Regieführens durfte erstmals sein langjährige Mitarbeiter Christian Rivers übernehmen. Der bisherige Spezialist für Spezialeffekte kann bei einem solchen Stoff natürlich aus dem Vollen schöpfen.  Die Welt wurde vor rund 1000 Jahren durch eine Nanowaffe zerstört und die Kontinente sind in viele kleine Landmassen auseinandergebrochen. Die Überlebenden haben ihre Siedlungen mit fahrbaren Untersätzen versehen und bleiben ständig auf Achse. Das futuristische London ist beispielsweise ein grotesker Koloss und wirkt, als hätte man den Turm von Babel motorisiert: unzählige Aufbauten sind übereinandergeschichtet, es gibt Häuser, Gärten, Plätze, Parks und ganz zuoberst thront die authentische St. Paul‘s Kathedrale, in der ein zwielichtiger Historiker (Hugo Weaving) dunkle Pläne schmiedet. Die Räder der rollenden Riesenstadt haben ganze Schluchten in die öden Landstriche gefräst.

mortal-engines-5.jpg

Viele Parallelen

Statt "Krieg der Sterne" heißt es nun halt "Krieg der Städte" - ansonsten weisen die beiden Geschichten erstaunlich viele Parallelen auf. Der Bösewicht bastelt an einer ultimativen Vernichtungswaffe und benötigt dafür antike Bauteile. Es ist zwar kein Todesstern, aber die Zerstörungskraft bleibt entsprechend hoch. Er will die Waffe einsetzen, um seine Machtgelüste zu befriedigen und London unbesiegbar zu machen. Hugo Weaving stattet diesen dunklen Charakter mit dem Charisma eines Shakespeare-Schurken aus, wobei er zwischen liebendem Vater und eiskaltem Massenmörder hin und her  wechselt. Weiters gibt es eine junge Heldin (Hera Hilmar), in deren Besitz ein wichtiges Amulett ist, von dessen Inhalt das künftige Schicksal der Menschheit abhängt.  Im Gesicht trägt sie seit Kindertagen ein unschönes Erinnerungsmal an eine Begegnung mit dem Oberschurken. Dann gibt es noch den zunächst eher tollpatschigen und weltfremden Londoner Tom (Robert Sheehan), der das Zeug zum großen Abenteurer hat und obendrein ein begnadeter Pilot ist, dessen Lehrmeister Han Solo heißen könnte.

mortal-engines-2.jpg

Widerstand ist angesagt

Außerdem ist da eine Gruppe von – meist asiatischen – Widerstandskämpfer mit einem luftigen Stützpunkt, von wo sie mit sehr individuellen Kampfflugzeugen ausschwärmen (eines der Gefährte gleicht zum Beispiel einem roten Schmetterling). Die letzte halbe Stunde besteht nach bester "Star Wars"-Manier in einer entsprechend verlustreichen Luft-Boden-Schlacht der Superlative; und bei einem dramatischen Zweikampf kommt zum Finale noch ein väterliches Verwandtschaftsverhältnis ins Spiel (damit auch das Darth Vader-Syndrom nicht vergessen wird).

mortal-engines-1.jpg

Ein herzloses Wesen

Zum Glück gehen ein paar originelle Ideen über das George Lucas-verdächtige Handlungsmuster hinaus und lockern die an sich recht simple Geschichte auf (und die Spezialeffekte sind ohnehin Oscar-verdächtig). Zu den bizarrsten Einfällen zählt sicher ein seltsames Wesen mit grün leuchtenden Augen und sehr leichenähnlichem Aussehen. Unerbittlich ist es hinter Hester her, um ein einmal gegebenes Versprechen einzufordern.  In seiner Brust schlägt zwar kein Herz, aber dennoch kann dieses Maschinen-Ding starke Gefühle wie Liebe und Hass entwickeln.

Die künftigen Einwohner der Stadt London wirken übrigens ziemlich degeneriert, denn ihre einzige Beschäftigung besteht offenbar darin, von einem hochgelegenen Aussichtspunkt zuzusehen, wie andere Städte eingefangen oder harmlose Stützpunkte unter Beschuss genommen werden und dabei laute Jubelrufe auszustoßen. Schließlich vergeht ihnen das Lachen gründlich, aber vielleicht finden sie ja dann eine bessere Zukunft im fernen Osten in den Tiefen eines Himalayatales und erlangen durch buddhistische Einflüsse geistige Reife.  Falls es zu einer Fortsetzung kommt, können wir das bestimmt nachprüfen.

3 von 5 fahrbaren Stadtmauern

Kommentare

Kurier.tvMotor.atKurier.atFreizeit.atFilm.atImmmopartnersuchepartnersucheSpieleCreated by Icons Producer from the Noun Project profilkat